Dieser Grenzstein markiert die Grenzen zwischen Buttenwiesen und Lauterbach. Dort hatte der Deutsche Orden die Ortsherrschaft. Aus diesem Grund ist auf dem Grenzstein die Inschrift TO zu lesen (= Teutscher Orden, d. h. Deutscher Orden in unserer heutigen Sprache).
Die Buttenwiesener Juden durften zwar nach Lauterbach gehen und dort Handel treiben, aber wohnen durften sie dort nicht.
Der Ortsherr hatte in einem Dorf die gesamte Macht in seiner Hand.
Er war für alle Verwaltungsangelegenheiten maßgeblich, trieb Abgaben ein und war der oberste Gerichtsherr.
Impressum
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Viele Herren stritten um die Macht.
Andere mächtige Grundbesitzer in Buttenwiesen waren der Deutsche Orden, das Kloster Kaisheim und das Kloster St. Moritz in Augsburg.
Wer eigentlich das Sagen hatte, war nicht ganz klar, aber schließlich konnte sich die Markgrafschaft Burgau durchsetzen.
In dieser Zeit bestimmte die Obrigkeit, wer wo wohnen durfte. Die Markgrafschaft Burgau nutzte das geschickt aus.
Durch die Ansiedlung von Juden bekam die Markgrafschaft Burgau die alleinige Ortsherrschaft.
Die Markgrafschaft Burgau förderte die Ansiedlung von Juden.
Durch die größere Anzahl von Untertanen konnte sie ihre Macht im Ort vergrößern und alleiniger Ortsherr werden.
Inhalt
Heimat in der Markgrafschaft Burgau
16. Jahrhundert bis 1806
i
Inhalt
Impressum
200 Jahre nach dem Beginn der Ansiedlung von Juden gab es eine große jüdische Gemeinde in Buttenwiesen.
Im Jahr 1750 lebten 66 jüdische Familien hier. Das war ungefähr die Hälfte der Einwohner von Buttenwiesen.
Die meisten Buttenwiesener – Christen wie Juden – lebten in eher ärmlichen Verhältnissen.
Reiche Leute gab es in dieser Zeit in Buttenwiesen nicht. Die christliche, bäuerliche Bevölkerung musste an die jeweiligen Grundherren, das Kloster St. Moritz, das Kloster Kaisheim oder den Deutschen Orden, Abgaben leisten. Die Juden mussten an die Ortsherrschaft, die Markgrafschaft Burgau, eine Art Schutzgeld bezahlen. Die meisten Buttenwiesener Juden lebten vom Kleinhandel.
In der Hälfte der Häuser lebten Juden.
Der heutige Marktplatz wurde früher Judenhof genannt, weil dort fast ausschließlich Juden wohnten. Die Gastwirtschaft mit einer Brauerei – das heutige Rathaus – (D) war im Besitz von Christen.
Viele jüdische Familien wohnten in der Donauwörther Straße.
Auffällig ist, dass die jüdischen Häuser ohne Hofraum eng nebeneinander stehen.
Die Kirche von Buttenwiesen
Sie ist dem heiligen Leonhard geweiht.
Kirche
Viele der Buttenwiesener Juden waren Hausierer. Das sind Händler, die in den umliegenden Dörfern von Haus zu Haus gehen. Sie versorgten die ländliche Bevölkerung mit Waren, die dort nicht erhältlich waren und nicht selbst hergestellt werden konnten.
Eine Mindestzahl von zehn im religiösen Sinn mündigen Juden ist erforderlich, um einen regulären jüdischen Gottesdienst abzuhalten und um eine Gemeinde zu bilden.
Plan von Buttenwiesen aus dem Buch „Schwäbische Städte und Dörfer um 1750 — geographische und topographische Beschreibung der Markgrafschaft Burgau 1749–1753“ von Johann Lambert Kolleffel aus Ravensburg.
Die Häuser in jüdischem Besitz hat Kolleffel schwarz markiert, die „Christenhäuser“ sind rot eingezeichnet.
Kirche
Synagoge
Rathaus
Buttenwiesen: ein Dorf - zwei Gemeinden
Ein gut nachvollziehbares Streitbeispiel im Video:
Zoom
Manchmal gab es Streit um die Gemeindeweide.
Die jüdischen Händler wollten dort auch ihr Handelsvieh weiden lassen. Die christlichen Bauern waren dagegen, denn damit wären es viel zu viele Tiere auf der Weide gewesen.
Am Ende einigten sich alle Beteiligten auf einen Kompromiss.
Christen und Juden lebten in zwei Gemeinden
Die christlichen Einwohner organisierten sich in der katholischen Pfarrgemeinde. Diese wurden von einem Pfarrer geleitet, besaß eine Kirche und einen eigenen Friedhof direkt bei der Kirche (A).
Für die Verwaltung waren die Vierer zuständig, eine Art Gemeinderat.
Jüdinnen und Juden waren keine Außenseiter Auch die Juden hatten eine eigene Gemeinde. In der Synagoge (G) feierten sie Gottesdienste, auf dem jüdischen Friedhof (H) wurden die Verstorbenen beerdigt. Der Rabbiner war für die religiösen Angelegenheiten zuständig, Gemeindevorsteher für die Verwaltung. Zwar gab es auch Streit zwischen Christen und Juden. Aber meistens lebten die beiden Gruppen in
guter Nachbarschaft zusammen.
Die Synagoge ist das jüdische Gotteshaus, in dem die Jüdinnen und Juden am Sabbat (Samstag) und an Festtagen Gottesdienste feiern.
Zoom
200 Jahre nach dem Beginn der Ansiedlung von Juden gab es eine große jüdische Gemeinde in Buttenwiesen.
Im Jahr 1750 lebten 66 jüdische Familien hier. Das war ungefähr die Hälfte der Einwohner von Buttenwiesen.
Die meisten Buttenwiesener Christen wie Juden lebten in eher ärmlichen Verhältnissen.
Reiche Leute gab es in dieser Zeit in Buttenwiesen nicht. Die christliche, bäuerliche Bevölkerung musste an die jeweiligen Grundherren, das Kloster St. Moritz, das Kloster Kaisheim oder den Deutschen Orden, Abgaben leisten. Die Juden mussten an die Ortsherrschaft, die Markgrafschaft Burgau, eine Art Schutzgeld bezahlen. Die meisten Buttenwiesener Juden lebten vom Kleinhandel.
In der Hälfte der Häuser lebten Juden.
Der heutige Marktplatz wurde früher Judenhof genannt, weil dort fast ausschließlich Juden wohnten. Die Gastwirtschaft mit einer Brauerei – das heutige Rathaus (D) – war im Besitz von Christen.
Viele jüdische Familien wohnten in der Donauwörther Straße.
Auffällig ist, dass die jüdischen Häuser ohne Hofraum eng nebeneinander stehen.
Eine Mindestzahl von zehn im religiösen Sinn mündigen Juden ist erforderlich, um einen regulären jüdischen Gottesdienst abzuhalten und um eine Gemeinde zu bilden.
200 Jahre nach dem Beginn der Ansiedlung von Juden gab es eine große jüdische Gemeinde in Buttenwiesen.
Im Jahr 1750 lebten 66 jüdische Familien hier. Das war ungefähr die Hälfte der Einwohner von Buttenwiesen.
Die meisten Buttenwiesener – Christen wie Juden – lebten in eher ärmlichen Verhältnissen.
Reiche Leute gab es in dieser Zeit in Buttenwiesen nicht. Die christliche, bäuerliche Bevölkerung musste an die jeweiligen Grundherren, das Kloster St. Moritz, das Kloster Kaisheim oder den Deutschen Orden, Abgaben leisten. Die Juden mussten an die Ortsherrschaft, die Markgrafschaft Burgau, eine Art Schutzgeld bezahlen. Die meisten Buttenwiesener Juden lebten vom Kleinhandel.
In der Hälfte der Häuser lebten Juden.
Der heutige Marktplatz wurde früher Judenhof genannt, weil dort fast ausschließlich Juden wohnten. Die Gastwirtschaft mit einer Brauerei – das heutige Rathaus – (D) war im Besitz von Christen.
Viele jüdische Familien wohnten in der Donauwörther Straße.
Auffällig ist, dass die jüdischen Häuser ohne Hofraum eng nebeneinander stehen.
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Die Kirche von Buttenwiesen
Sie war damals dem heiligen Leonhard geweiht.
Die Synagoge von Buttenwiesen
„Synagoge“ bedeutet „Zusammenkunft“ und ist die griechische Übersetzung des hebräischen „Beth Knesset“ (Haus der Versammlung)
Das heutige Rathaus von Buttenwiesen
war früher eine Gastwirtschaft und Brauerei.
Die Synagoge von Buttenwiesen
"Synagoge" bedeutet "Zusammenkunft" und ist die griechische Übersetzung des hebräischen "Beth Knesset" (Haus der Versammlung)
[Ein – gut nachvollziehbares 😉 – Streitbeispiel von Johannes] -> Video
Die Kirche von Buttenwiesen
Sie ist dem heiligen Leonhard geweiht.
Freie Übertragung aus der Beamtensprache des 18. Jahrhunderts in heutiges Deutsch:
Buttenwiesen ist ein Marktort mit 52 Anwesen, darunter eines, das dem Kloster Kaisheim gehört, fünf gehören dem Deutschen Orden, eines dem Stift St. Moritz und 44 der Markgrafschaft Burgau. Die Brauerei ist eine der größten in der Markgrafschaft Burgau. Die Wirtschaften in Zusam, Röttingen, Vorder- und Hinterried und vieler Schwaighöfe im Donauried müssen das Bier von der Buttenwiesener Brauerei beziehen.Der Ort hat gute Felder und Wiesen. Es gibt Viehzucht und es wird Hanf angebaut. Es leben 66 jüdische Familien hier. Ihre Abgaben (Schutzgeld u.a.) fleißen in die kaiserliche Kasse. In Buttenwiesen finden zwei Jahrmärkte mit Wallfahrten aus den umliegenden Orten statt, einer am St. Leonhardstag (6. November) und einer am Dreifaltigkeits-Fest (Trinitatis, 4. Juni).
Die Textseite mit der Eintragung zu Buttenwiesen ist dem Buch „Schwäbische Städte und Dörfer um 1750 - geographische und topographische Beschreibung der Markgrafschaft Burgau 1749–1753“ von Johann Lambert Kolleffel entnommen.
Transkription:
Budewiesen. Ein Marckt-Flecken, von 52. Feuerstätten, darunter 1. der Prälatur Kaysersheim, 5. der Commentherey in Donauwörth, 1. dem Stift Sti. Mauritii in Augspurg, 44. nebst der Braystatts Gerechtigkeit Burgau gehören, welche letztere unter den neu berittenen Orten nach Ehingen collectabel sind.Diese Braystatt ist ein der beträchtlichsten in der Marggraffschafft, maßen alle hier folgende Zapfenwirth, als zu Zusam, Röttingen, Bartelstockschwaig, Vorder und Hinter-Ried, Gerenschwaig, Neubauer, Killeschwaig, Hoserschwaig, Rothenhahnenschwaig, Bauerenhanßschwaig, Bälteschwaig, und Ludwigschwaig das Bier hier faßen müßen. Der Ort hat guten Feldbau, Wiesenwuchs, Viehzucht, auch Hanfbau. Allhier sind 66. Juden-Haushaltungen, die ihr Schutz- Gans- und Lebzelten-Geldt dem Kay. Aerario zahlen, ingleichen 4 fl. vor einen zu begrabenden Leichnam. Ferner werden 2. Jahrmärckt dahier gehalten, der 1te an St. Leonhards-Tag, der 2te am heil. Dreyfaltigkeits-Fest, an welchen eine Wallfart von den umliegenden Orten hierher angestellt wird.
Originalausgabe der „Chronik der Marktgemeinde Buttenwiesen“ von Israel Lammfromm aus dem Jahr 1911.
Viele Informationen zur Vergangenheit von Buttenwiesen kennen wir nur aus diesem Buch.
Israel Lammfromm wurde 1863 geboren und starb 1930. Er beschreibt in der 1911 gedruckten Chronik besonders gut und interessant, was er selbst erlebt und erfahren hat.
Der Bahnhof von Buttenwiesen ca. 1930
Einfahrt des Zuges in den Bahnhof Wertingen bei der Eröffnung am 7. Juni 1905 mit Ehrengästen. Im Vordergrund hat die Feuerwehr Aufstellung genommen.
1911 erscheint die Chronik von Buttenwiesen
Der jüdische Kaufmann Israel Lammfromm beschreibt in dem Buch die Geschichte von Buttenwiesen.Über seine Gegenwart sagt er: Die christliche und die jüdische Gemeinde „arbeiteten gemeinsam in Eintracht zum Wohle der Gesamtgemeinde, an deren modernen Entwicklung die Israeliten ganz hervorragenden Anteil nahmen."
Die 1905 eröffnete Eisenbahnstrecke von Mertingen nach Wertingen über Buttenwiesen ist ein Beispiel dafür.Leopold Reiter aus Buttenwiesen setzte sich zusammen mit dem Wertinger Bürgermeister Josef Tochtermann maßgeblich für den Bau der Eisenbahn ein.Durch die Eisenbahn zog die Moderne im unteren Zusamtal ein.
Israel Lammfromm meint damit: Die jüdischen und die christlichen Buttenwiesener arbeiteten gut zusammen. Die jüdischen Buttenwiesener setzten sich besonders für die Einführung moderner Technik im Dorf ein. Dazu gehörte unter anderem auch die Einrichtung einer Telegraphenstation und einer Telefonzentrale.
Selbstbehauptung in schwieriger Zeit
1871 bis 1933
Das 19. Jahrhundert dauerte von 1800 bis 1899. 1806 erhob der französische Kaiser Napoleon den bayerischen Kurfürsten Max Joseph zum König.
Der Weg zur Gleichberechtigung
1806 bis 1871
Die Herrschaft des französischen Kaisers Napoleon in ganz Mitteleuropa war der Hintergrund dieser Veränderungen. Diese Veränderungen wurden nicht wieder rückgängig gemacht, obwohl Napoleon in der Schlacht bei Waterloo vernichtend geschlagen wurde.
Das Bild zeigt das Staatswappen Bayerns.
Es wird von zwei Löwen getragen.
Es ist in vier Teile gegliedert. Schwaben ist durch das Wappen der Markgrafschaft Burgau links unten vertreten.
Es besteht aus drei roten Schrägbalken und einem goldenen Pfahl.
Aus Untertanen werden Bürger
Bayern wurde Anfang des 19. Jahrhunderts zu einem Königreich.
Dazu gehörte nicht nur das bisherige Herzogtum Bayern, sondern auch Franken und Schwaben.
Buttenwiesen wurde damit bayerisch.
Die Buttenwiesener waren nun nicht mehr Untertanen der Markgrafschaft Burgau. Sie waren jetzt Bürger des modernen bayerischen Staates.
Nur noch das Wappen der Gemeinde Buttenwiesen erinnert an die früheren Ortsherren.
Sie hatten damit grundsätzlich gleiche Rechte und Pflichten. So durften nun z. B. auch Juden Eigentum erwerben, was bis dahin nicht möglich gewesen war.
Die roten Schrägbalken und der goldene Pfahl im Wappen der Gemeinde zeigen die frühere Ortsherrschaft der Markgrafschaft Burgau.
Erhebliche Unterschiede blieben allerdings bestehen.
Eine Sonderregel war besonders schlimm für die Jüdinnen und Juden: Der Staat legte fest, wie viele jüdische Haushalte in einem Ort jeweils vorhanden sein durften. Söhne oder Töchter durften nur dann heiraten und eine Familie mit einem eigenen Haushalt gründen, wenn im Heimatort oder in einem anderen Ort in Bayern ein Platz frei wurde.
Dadurch mussten viele junge Leute aus Buttenwiesen wegziehen. Viele sind nach Amerika ausgewandert.
Der Buttenwiesener David Bauer schrieb eine Bittschrift, die von einer Mehrheit der Juden in Schwaben unterzeichnet war. David Bauer und die schwäbischen Juden forderten in der Bittschrift öffentlich die vollständige Gleichberechtigung, damit ihre Kinder in der Heimat bleiben und sich in Bayern niederlassen durften.
Die Bittschrift aus dem Jahr 1846 war an die Abgeordnetenkammer gerichtet.
Die Abgeordnetenkammer war eine Vertretung der Bürger. Sie war eine Art Parlament und ein Vorläufer des heutigen bayerischen Landtags.
Die Abgeordneten durften bei der Gesetzgebung mitwirken.
David Bauer forderte in der Bittschrift Gleichberechtigung und die Abschaffung aller Vorschriften, die die Juden benachteiligten. Insbesondere sollte auch die Regel abgeschafft werden, die festlegte, wie viele jüdische Haushalte in einem Ort jeweils vorhanden sein durften.
Diese Forderungen wurden nach der gescheiterten Revolution von 1848 durch das bayerische Abgeordnetenhaus im Jahr 1850 abgelehnt.
Erst ab 1861 konnten die Jüdinnen und Juden in Bayern ihren Wohnsitz frei wählen und selbst entscheiden, wo sie leben wollten.
Die Abbildung zeigt das Deckblatt der Bittschrift
der schwäbischen Juden aus dem Jahr 1846.
David Bauer verfasste diese Bittschrift und organisierte die Unterstützung von mehr als der Hälfte der schwäbischen Juden.
Die Abbildung zeigt die Fassade der im Jahr 1857 gebauten Synagoge.
Eine Inschrift in hebräischen Buchstaben weist auf die Bedeutung als Gotteshaus hin: „Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderen als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels.“
Das ist ein Bibelwort und findet sich im 1. Buch Mose (Genesis 18,17).
Die Zehn Gebote sind eine Liste religiöser Regeln, die für Juden und Christen gültig sind. Sie helfen dabei, sich gegenüber seinen Mitmenschen und Gott richtig zu verhalten und sind aus jüdischer und christlicher Sicht der Schlüssel zu einer guten Lebensgestaltung.
Eine Synagoge dient dem gemeinsamen Gottesdienst und ist zugleich ein Ort der Versammlung der jüdischen Gemeinde.
1857 – eine neue Synagoge
Ein Brand im Nachbarhaus beschädigte 1854 das Gebäude der bestehenden Synagoge schwer und die jüdische Gemeinde entschloss sich zu einem Neubau.
Die neue Synagoge war etwas größer als das Vorgängergebäude und ungefähr gleich groß wie die katholische Kirche in Buttenwiesen.
Die Fassade der neuen Synagoge war in einem orientalisch wirkenden Baustil gestaltet. Diesen Stil schrieb die königliche Baubehörde für alle Synagogen vor.
Die Buttenwiesener Juden hielten sich an diese Vorschrift und zeigten so, dass sie gute Staatsbürger waren.
Auf den Schrifttafeln auf dem First stehen die Zehn Gebote Gottes in hebräischen Buchstaben. So war in der Öffentlichkeit zu sehen, wie wichtig den jüdischen Buttenwiesenern ihr Glaube war.
Dieser Bildausschnitt zeigt den Säulenaufbau vor dem Thoraschrein in der ehemaligen Synagoge.Im Thoraschrein werden die Thorarollen aufbewahrt.Auf einer Thorarolle sind die fünf Bücher Mose in hebräischer Schrift von Hand aufgeschrieben.Die fünf Bücher Mose sind auch Teil des Alten Testaments und die gemeinsame Grundlage des jüdischen und des christlichen Glaubens.Der Säulenaufbau vor dem Thoraschrein wurde beim Umbau zur Schule 1950/51 abgebrochen.Die Bruchstücke wurden achtlos in der Baugrube entsorgt. Erst vor einigen Jahren wurden sie wiederentdeckt und geborgen.
„Wisse, vor wem du stehst!“
Einige wenige Bruchstücke lassen die frühere Pracht der Innenausstattung noch heute erahnen.
Diese Bruchstücke gehörten zu dem Giebel eines Säulenaufbaus vor dem Thoraschrein, der sich an der Ostseite der Synagoge befand.
Die hebräischen Zeichen – Da Lifne mi Afa Omed –bedeuten: „Wisse, vor wem du stehst“.
Dieses Wort erinnert die gläubigen Juden an die Gegenwart Gottes in der Heiligen Schrift.
Diese Bruchsteine des Säulenaufbaus wurden vor einigen Jahren bei Wegebauarbeiten zwischen der Ostseite der ehemaligen Synagoge und der Friedhofsmauer entdeckt.
Der damalige Bauhofleiter der Gemeinde, Fritz Hillenbrand, hat sie gesichert. Für eine Ausstellung
in der ehemaligen Synagoge wurden sie wieder provisorisch zusammengesetzt.
Reichsgründung 1871:
Die einzelnen deutschen Staaten schlossen sich zu einem Gesamtstaat zusammen.
Der preußische König Wilhelm wurde deutscher Kaiser.
Otto von Bismarck wurde der erste gesamtdeutsche Regierungschef.
Der von den männlichen Staatsbürgern gewählte Reichstag konnte bei der Gesetzgebung mitbestimmen.
Frauen durften nicht wählen, hatten weniger Rechte und galten nicht als vollwertige Staatsbürger.
Kaum jemand konnte sich eine Taschenuhr leisten.Taschenuhren waren sehr teuer und keine gebräuchlichen Alltagsgegenstände.
Die Juden waren im Königreich Bayern in religiöser Hinsicht mit katholischen und evangelischen Christen gleichgestellt.
Die Synagogenuhr – Symbol der Ebenbürtigkeit
Wer in früheren Zeiten die genaue Uhrzeit wissen wollte, musste auf die Kirchturmuhr schauen. Eine Uhr – weithin sichtbar – zierte auch in Buttenwiesen den Kirchturm.
Die jüdische Gemeinde Buttenwiesen investierte dennoch viel Geld, um an der neuen Synagoge eine Uhr einbauen zu lassen.Damit wollten die Juden zeigen: Wir sind ein wichtiger Teil der Gemeinde und das soll jedermann sehen.Die Synagogenuhr verkündete eine klare Botschaft:In der Gemeinde Buttenwiesen bestehen zwei Religionsgemeinschaften: eine jüdische und eine katholische. Beide Gemeinschaften gehören zusammen, sind gleich wichtig und gleich berechtigt.
Die vollständige rechtliche Gleichstellung von Juden und Christen als Staatsbürger erfolgte mit dem Beitritt Bayerns zum Deutschen Reich im Jahr 1871.
Nur die Zeiger der Synagogenuhr sind noch erhalten. Halterungen für das Uhrwerk sind auf dem Dachboden der Synagoge noch vorhanden.
Raum 3:Selbstbehauptung in schwieriger Zeit
1871 bis 1933
Raum 4:Diskriminierung, Flucht, Ermordung
1933 bis 1942
Raum 2:Der Weg zur Gleichberechtigung
1806 bis 1871
Jüdisches Leben in Buttenwiesen:
16. Jahrhundert bis 1942
Raum 1:
Heimat in der Markgrafschaft Burgau16. Jahrhundert bis 1806
Leo Reiter war ein hochangesehener Bürger von Buttenwiesen. Er war von 1919 bis 1942 Vorstand der Jüdischen Gemeinde.
Leo Reiter war außerdem von 1918 bis 1928 Mitglied des Gemeinderats von Buttenwiesen.
1942 wurde er nach Piaski deportiert und vermutlich in einem der Vernichtungslager ermordet.
Die Deutschen, Frauen und Männer über 20 Jahre, wählten 1919 eine Nationalversammlung. Die gewählten Abgeordneten der Nationalversammlung kamen in Weimar zusammen.
Sie entschieden, dass Deutschland eine Demokratie wurde, bei der die gewählten Abgeordneten des Reichstags die Gesetze machten und den Reichskanzler wählten.
Staatsoberhaupt war nun nicht mehr der Kaiser, sondern ein durch die Bürger für sieben Jahre gewählter Präsident.
Kein Platz mehr im »Guten Ort«
Nach der jüdischen Glaubensvorstellung muss die Grabruhe dauerhaft gewahrt bleiben und Gräber dürfen nicht aufgelöst werden.
Anfang des 20. Jahrhunderts war die Platzkapazität des jüdischen Friedhofs in Buttenwiesen erschöpft, eine Vergrößerung aber nicht möglich.
Der Gemeindevorstand unter der Führung Leo Reiters fand einen Ausweg:
Im östlichen Teil des Friedhofs wurden die Grabsteine umgelegt und der Platz dann hoch mit Sand aufgefüllt.
Ein großer Teil des aufgefüllten Areals wurde nicht mehr belegt. Diesen Teil kaufte die Gemeinde Buttenwiesen in den 1950er Jahren und legte dort den Gemeindefriedhof an.
Die zunächst weitgehend friedliche Revolution von 1918 begann mit einem Aufstand von Matrosen in Wilhelmshaven und Kiel.Innerhalb weniger Tage breitete sich der Aufstand in ganz Deutschland aus.
Das Foto aus dem Jahr 1919 zeigt Arbeiter in einer Sandgrube, die eine Lorenbahn beladen.
Damit wurde der Sand zum jüdischen Friedhof transportiert und dort zur Auffüllung verwendet.
Bei den beiden Herren links könnte es sich um Israel Lammfromm und Leo Reiter handeln.
1918 endete der Erste Weltkrieg und eine Revolution führte zum Sturz des deutschen Kaisers Wilhelm II.
Deutschland wurde nun zu einer Demokratie.
Die katastrophale wirtschaftliche Situation nach dem Ersten Weltkrieg betraf sicher auch Buttenwiesen. Das Zusammenleben von Juden und Katholiken in der Gemeinde war dadurch offenbar nicht beeinträchtigt.
Die Erweiterung des jüdischen Friedhofs 1919 zeigt, dass die jüdische Gemeinde fest von einer langfristig sicheren Zukunft ausging.
Der Vorstand der jüdischen Gemeinde, Leo Reiter, war federführend bei dieser Aktion.
Viele Juden kämpften im Ersten Weltkrieg von 1914 bis1918 für ihr Heimatland Deutschland.
Die Abbildung zeigt die Ostwand der Buttenwiesener
Synagoge im Jahr 1935.
Diese Gedenktafel hängt zur Zeit im Eingangsbereich des Buttenwiesener Rathauses.
Sie kann zu den gewöhnlichen Geschäftszeiten des Rathauses dort besichtigt werden.
Ein Patriot fühlt sich in besonderer Weise mit seinem Heimatland verbunden.
»...welche die Liebe zum Vaterlande mit dem Tode besiegelten«Diese Worte stehen auf der Gedenktafel für die jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs.
Diese Worte kamen aus dem tiefsten Herzen der Buttenwiesener Juden, die sich als deutsche Patrioten fühlten.
Daher war es selbstverständlich, dass auch Buttenwiesener jüdischen Glaubens im Ersten Weltkrieg als Soldaten mitkämpften.Moritz Fuchs, Adolf Neuburger und Theodor Hummel sind im Ersten Weltkrieg ums Leben gekommen und kehrten nicht mehr in ihre Heimat zurück.Die Gedenktafel zur Erinnerung an sie war an einer besonderen Stelle in der Synagoge – unmittelbar neben dem Thoraschrein – aufgehängt, also in unmittelbarer Nähe zu den Thorarollen mit dem Wort Gottes.
Antisemitismus ist ein Weltbild, bei dem Jüdinnen und Juden abgelehnt, herabgesetzt und auch verfolgt werden.
Turner: Das undatierte Foto zeigt die erfolgreiche Turnerriege aus Buttenwiesen beim bayerischen Turnfest. Der Turner vorne rechts, liegend, ist Siegfried Frank. Er ist 1939 in die USA ausgewandert und konnte so dem Holocaust entgehen.
Theaterszene: Das Bild zeigt eine Aufführung des Turnvereins Buttenwiesen – „Die Hochzeit der Winde“ an Weihnachten 1931.
Die jüdischen Buttenwiesener waren vollständig ins Dorfleben integriert.
Jüdinnen und Juden waren in Vereinen und in vielen Ehrenämtern aktiv. Die Religion spielte dabei keine Rolle.
Israel Lammfromm war Zugführer in der Freiwilligen Feuerwehr und ein gefragter Festredner, Gustav Einstein und Leo Reiter waren Vorsitzende des Gesangvereins. Leo Reiter war Vorstand der jüdischen Gemeinde und von 1918 bis 1928 gewählter Gemeinderat. Auch bei den Turnern waren Juden mit im Vorstand.
Vor 1933 werden von Buttenwiesen keine antisemitischen Vorfälle berichtet.
Interaktive und barrierefreie
Online-Ausstellung des
Lernorts Buttenwiesen
Die Markgrafschaft Burgau gehörte dem Geschlecht der Habsburger. Die Habsburger stellten - mit Unterbrechungen - von 1273 bis 1806 die Kaiser.
Aufbau der Online-Ausstellung
Der Nutzer kann vom Inhaltsverzeichnis aus die verschiedenen Ausstellungsräume ansteuern.
In jedem Ausstellungsraum werden vier bis acht Exponate gezeigt.
Auf jeder Seite links ist ein Ausstellungsgegenstand abgebildet und ein erklärender Informationstext „Info“ gibt Erläuterungen dazu.
Auf der Seite rechts daneben erklärt ein Text in einfacher
Sprache den jeweiligen geschichtlichen Zusammenhang.
Links führen zu Erläuterungen und zu genaueren Informationen. Texte sind anklickbar und mit Audios hinterlegt.
Einführung
Die Online-Ausstellung „Jüdisches Leben in Buttenwiesen“ zeigt anhand von historischen Quellen die Geschichte des jüdischen Lebens in Buttenwiesen vom 16. Jahrhundert bis 1942:
1571 wird in einem Brief ein Jude aus Buttenwiesen erwähnt. Daher wissen wir, dass zu dieser Zeit bereits Juden in Buttenwiesen gelebt haben.
1942 wurden 40 Jüdinnen und Juden aus Buttenwiesen in das Ghetto Piaski in Polen bzw. nach Theresienstadt deportiert. Dort verliert sich ihre Spur. Nur eine Frau, Thekla Lammfromm, überlebte. Sie kehrte nicht nach Buttenwiesen zurück. Alle anderen wurden ermordet.
Die abgebildeten Exponate sind Ausstellungsgegenstände, Texte oder Bilder, die etwas über das jüdische Leben in Buttenwiesen erzählen.
Bildnachweise im "Impressum"
Ein Vogt ist ein herrschaftlicher Beamter. Ab 1665 wurde die Markgrafschaft Burgau von einem vom kaiserlichen Hof in Wien eingesetzten Vogt verwaltet.
Dieser residierte in Günzburg.
Quellen sind Texte oder Gegenstände, aus denen Kenntnisse über die Vergangenheit gewonnen werden können.
In dem sogenannten „Stürmer-Kasten“ wurde jeweils die aktuelle Ausgabe der Wochenzeitung „Der Stürmer“, herausgegeben von Julius Streicher, ausgehängt.
Jüdinnen und Juden wurden in Hetzartikeln und Karikaturen verächtlich gemacht, herabgewürdigt und diffamiert.
Die Sprache des Stürmers war geprägt von Wut und Gewalt. Erfundene Geschichten über angebliche Vergewaltigungen, Ritualmorde, „Rassenschande“ oder die „Verschwörung des internationalen Finanzjudentums“ sollten den Hass gegen Jüdinnen und Juden schüren.
Aufschriften auf dem Stürmerkasten:
Oben: »Die Rassenfrage ist der Schlüssel zur Weltgeschichte«
Unten: »Frauen und Mädchen, die Juden sind euer Verderben«
Links auf dem Foto unleserlich, vermutlich: „Die Juden sind unser Unglück.“
Rechts auf dem Foto unleserlich, vermutlich: „Wer beim Juden kauft, ist ein Volksverräter“
Der gewählte Reichspräsident Paul von Hindenburg, ein Gegner der Demokratie, ernannte am 30. Januar 1933 Adolf Hitler, den Führer der NSDAP, zum Reichskanzler.
Hitler befahl, dass Gegner seiner Partei gefoltert und ohne Gerichtsverfahren in Konzentrationslagern eingesperrt wurden.
Alle Parteien außer der NSDAP lösten sich auf oder wurden verboten.
Adolf Hitler war von 1921 bis zu seinem Tod 1945 der Vorsitzende der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei.Er hatte unbeschränkte Vollmachten in Staat und Partei.
Adolf Hitler und die NSDAPzerstörten 1933 die Demokratie innerhalb weniger Wochen und errichteten in Deutschland eine Diktatur.
Das Zusammenleben von Juden und Nichtjuden in der Gemeinde wurde dadurch erheblich beeinträchtigt.
Ab 1933 sollten die Vereine die NS-Ideologie übernehmen oder sie wurden durch die entsprechenden NS-Organisationen wie Bund Deutscher Mädel, Hitlerjugend, NS-Frauenschaft etc. ersetzt.
In die NS-Organisationen wurden Jüdinnen und Juden nicht aufgenommen. Aus den in Buttenwiesen bestehenden Vereinen wurden jüdische Mitglieder ausgeschlossen und durften spätestens ab 1935 an Vereinsaktivitäten nicht mehr teilnehmen.
Die Zeitung „Der Stürmer“ war in einem Schaukasten ausgehängt.
Diktatur ist eine Herrschaftsform, bei der eine Person, der Diktator, in seinem Land mehr oder weniger alles allein bestimmen kann.
Hitler entmachtete den Reichstag, das gewählte Parlament. Gesetze, Vorschriften und Befehle konnte nun Hitler persönlich festlegen.
Damit war Hitler ein Diktator mit unbeschränkter Macht.
Die Nationalsozialisten – abgekürzt „Nazis“ – behaupteten, dass es menschliche Rassen gebe und die jüdische Rasse minderwertig sei.
Das ist falsch.
Es gibt keine menschlichen Rassen.
Alle Menschen sind gleichwertig.
Diskriminierung, Flucht, Ermordung
1933 bis 1942
Das Foto aus dem Jahr 1935 zeigt den unmittelbar vor der Dorfkirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit aufgestellten „Stürmerkasten“.
So war an einem für jedermann zugänglichen zentralen Ort in der Gemeinde die antisemitische Hetzschrift „Der Stürmer“ regelmäßig und kostenlos zu lesen.
Eine wichtige religiöse Regel für Jüdinnen und Juden war das strikte Arbeitsverbot am Sabbat von Freitagabend bis Samstagabend.
Die in dieser Zeit anfallenden Arbeiten im Haushalt wurden auch in Buttenwiesen häufig von nichtjüdischen Dienstmädchen erledigt. Das war nun verboten.
Die Familie Lammfromm vor der Buttenwiesener Synagoge: (von links nach rechts) Erwin Lammfromm, Großmutter Cilly (gest. 1934), Tante Selma, Vater Hugo, Onkel Joseph und Mutter Siegfriede. Joseph Lammfromm wohnte in Augsburg. Auch er wurde im Holocaust ermordet.
Es war den Nationalsozialisten wichtig, der Entrechtung und Entwürdigung der Jüdinnen und Juden den Anschein von Rechtmäßigkeit zu geben.
Die Jüdinnen und Juden in Deutschland wurden 1935 in den Nürnberger Gesetzen als Menschen ohne Bürgerrechte definiert.
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Die Nürnberger Gesetze legten fest: „Reichsbürger“ mit allen Rechten mussten „deutschen oder artverwandten Blutes“ sein.
Jüdinnen und Juden waren nur noch „Staatsangehörige“ ohne Rechte.
Hugo Lammfromm (1902–1938) und seine Frau Siegfriede führten eine Eisenwarenhandlung.
Beamte der Geheimen Staatspolizei durchsuchten im Frühjahr 1938 die Wohn- und Geschäftsräume.
Hugo Lammfromm nahm sich daraufhin aus Verzweiflung das Leben, Siegfriede und der achtjährige Sohn Erwin wurden deportiert und ermordet.
9./10. November 1938: Reichsprogromnacht
Die Synagoge in Buttenwiesen wurde am 10. November 1938 von einem Trupp SA-Leuten geschändet.
Buttenwiesener Juden wurden gezwungen die Synagoge auszuräumen und alles Wertvolle, Ritualgegenstände und das Archiv der jüdischen Gemeinde auf einen Lastwagen aufzuladen.
Äußerlich blieb das Gebäude unbeschädigt.
Nach der Reichsprogromnacht wurden die Buttenwiesener Juden enteignet, viele mussten ihre Häuser verlassen und in sogenannte Judenhäuser umziehen.
SA ist die Abkürzung für „Sturmabteilung“.
Das war eine halbmilitärische Abteilung der NSDAP zur Bekämpfung von Gegnern.
Als Reichpogromnacht werden Terrorakte gegen Jüdinnen und Juden am 9./10. November 1938 bezeichnet; dabei wurden 400 Menschen ermordet oder in den Selbstmord getrieben.
Über 1400 Synagogen und Betstuben sowie etwa 7500 Geschäfte und Wohnungen wurden zerstört, jüdische Friedhöfe und andere Einrichtungen der Gemeinden wurden verwüstet.
Auf Befehl Hitlers lenkte und organisierte die NS-Führung die Gewaltaktionen. Angehörige der SA und der SS führten sie auf lokaler und regionaler Ebene durch.
Den Thoraschrein der Buttenwiesener Synagoge schmückte ein prächtiger Thora-Schild.
Eine Augsburger Silberwerkstatt hat ihn ca. 1750 angefertigt. Er ist jetzt im Jüdischen Museum AugsburgSchwaben ausgestellt und kann dort besichtigt werden. Es ist nicht bekannt, wie er in den Besitz des Jüdischen Museums Augsburg Schwaben kam.
Wir gedenken der Jüdinnen und Juden aus unserem Dorf, die deportiert und ermordet wurden, und nennen ihre Namen.
Den Thoraschrein der Buttenwiesener Synagoge schmückte ein prächtiger Thora-Schild.
Eine Augsburger Silberwerkstatt hat ihn ca. 1750 angefertigt. Er ist jetzt im Jüdischen Museum Augsburg-Schwaben ausgestellt. Dort kann er in der Dauerausstellung besichtigt werden. Es ist nicht bekannt, ob er zu den Beutestücken, die in der Reichsprogromnacht gestohlen wurden, gehörte und wie er in den Fundus des Jüdischen Museums Augsburg Schwaben gelangte
Deportation und Ermordung
Am 2. April 1942 mussten sich die meisten jüdischen Buttenwiesener, Frauen, Kinder und Männer, am Bahnhof sammeln.
Sie wurden mit der Eisenbahn über Augsburg und München in das Ghetto Piaski in Polen gebracht.
Dort wurden die deportierten Menschen nicht mehr mit ihrem Namen, sondern mit einer Nummer geführt.
Daher sind der genaue Ort und Zeitpunkt des Todes der deportierten Buttenwiesener nicht bekannt.
Die meisten der nach Piaski transportierten Jüdinnen und Juden wurden in das Vernichtungslager Belzec verbracht und dort in Gaskammern ermordet.
Viele sind bereits aufgrund der entsetzlichen Lebensbedingungen im Ghetto in Piaski gestorben.
Bei der Auflösung des Ghettos Piaski im November 1942 wurden 1000 bis 2000 Jüdinnen und Juden, die bis dahin überlebt hatten, erschossen.
Drei ältere Frauen wurden etwas später ins KZ Theresienstadt gebracht.
Thekla Lammfromm, geb. Stern, geb. am 18.7.1876, überlebte als einzige der Deportierten den Holocaust.
Sie starb am 9.2.1958 in München.
Deportation bedeutet die zwangsweise Verschleppung von Personen mit staatlicher Gewalt in weit entfernte Gebiete.
Der abgebildete Weckhafen stammt aus dem Besitz der jüdischen Familie Neuburger.
Der Weckhafen wurde in der Familie der Zeitzeugin seit 1942 aufbewahrt.
Ihr Sohn hat ihn 2022 der Gemeinde Buttenwiesen geschenkt und die Erinnerungen seiner Mutter in einem Brief festgehalten.
Gute Nachbarschaft genügt nicht...
Die Geschichte des Weckhafens
»Schräg gegenüber vom Haus meiner Mutter wohnte die jüdische Familie von Josef Neuburger: ein Sohn Siegfried und zwei Töchter, Ilse, geb. 1926, Schulfreundin von meiner Mutter, und Irma, geb. 1922.
Am Tag vor der Deportation am 1.4.1942 kam Josef Neuburger zu meiner Großmutter und brachte ein Stück Hartwurst und seinen Einwecktopf mit den Worten: ›Schau her, Sense [Kreszentia], ich bring dir eine Wurst und meinen Einwecktopf und, wenn wir zurückkommen, gibst du mir’s wieder zurück.‹
Am nächsten Tag nahmen meine Mutter (damals 16-jährig) und Großmutter am Zug Abschied. ›Es war furchtbar und beschämend‹, kann sie heute nur sagen. Nicht zu vergessen ist aber auch die Tatsache, dass es Leute gab, die ihre jüdischen Mitbürger auf übelste Art beschimpften und mit Schadenfreude verabschiedeten. (…) Und es wurde bis in die 80er Jahre nichts erzählt!“ «
Ein Einwecktopf oder „Weckhafen“ dient dazu Früchte und Gemüse durch Erhitzung in Gläsern unter Luftabschluss haltbar zu machen.
Vor der massenhaften Verbreitung des Kühlschranks war ein Einwecktopf ein unverzichtbares und wertvolles Haushaltsgerät.
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Bildnachweise:
Stadtarchiv Wertingen, Archiv Buttenwiesen, in einigen Fällen konnte der Inhaber der Urheberrechte nicht festgestellt werden.
Weitere Bilder : Markus Komposch
Texte und inhaltliches Ausstellungskonzept:
Bernhard Hof, Dr.Johannes Mordstein
Sprecherin: Frau Katja Schild
Die männliche Stimme wurde durch eine KI-erzeugt
Grafik, Layout, Programmierung und
technisches Konzept:
Markus Komposch
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Interaktive und barrierearme
Online-Ausstellung des
Lernorts Buttenwiesen
Liebe Besucherinnen und Besucher!
Wir hoffen, dass Ihnen unserer Online-Ausstellung gefallen hat.
Wir laden Sie sehr herzlich ein, Buttenwiesen zu besuchen und vor Ort die Zeugnisse seiner jüdischen Geschichte zu entdecken.
Die Bauzaunausstellung „370 Jahre jüdisches Leben in Buttenwiesen“ am Louis-Lamm-Platz und im Bereich der ehemaligen Synagoge ist jederzeit zugänglich.
Ein Schaufenster an der Mikwe erlaubt einen Blick von außen in den Raum mit dem Tauchbecken.
Die Mikwe, der jüdische Friedhof und der Ausstellungsraum in der ehemaligen Synagoge sind jeweils am letzten Sonntag des Monats in der Zeit von März bis November von 14:00 – 17:00 Uhr geöffnet.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Das Team des Lernorts Buttenwiesen.
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Dieser Grenzstein mit dem Wappen der Markgrafschaft Burgau steht in der Nähe von Aislingen (Landkreis Dillingen).
In der Markgrafschaft Burgau durften Juden an manchen Orten wohnen (z. B. in Ichenhausen, Fischach, Binswangen und Buttenwiesen), an den meisten anderen Orten dagegen nicht.
Ein Vogt ist eine Art Beamter, der im Auftrag des Herrschers ein Gebiet verwaltet.
Die Markgrafschaft Burgau gehörte dem Geschlecht der Habsburger.
Die Habsburger stellten — mit Unterbrechungen —
von 1273 bis 1806 die Kaiser.
Das 16. Jahrhundert dauerte von 1500 bis 1599.
Juden lebten in Buttenwiesen seit dem
16. Jahrhundert.
Das wissen wir aus einem Brief an ein Gericht aus dem Jahr 1571.
Darin wird ein Jude aus Buttenwiesen erwähnt.
Wir wissen nicht, wie viele Jüdinnen und Juden im 16. Jahrhundert in Buttenwiesen gewohnt haben.
Wir wissen nicht, wo sie vorher gelebt haben.
Buttenwiesen gehörte zur Markgrafschaft Burgau.
Die Markgrafschaft Burgau war ein Gebiet, das zum Besitz der Kaiser
in Wien gehörte.
Sie wurde von einem Vogt verwaltet.
Die Markgrafschaft Burgau hatte nur wenig Grundbesitz im Ort.